Nach-Beelterung Gen Z / Reparential

Beim Lesen des Artikels  „„Verzogen, verweichlicht, verletzt“: Managementberaterin Susanne Nickel erklärt, wie junge Menschen von ihren Jobs erschüttert werden – und was Chefs trotzdem von ihnen lernen können.“ im Handelsblatt stieß ich erstmals auf den Begriff „Nach-Beelterung“. Meine geschätzte Kollegin Susanne Nickel weist auf die neuartige Herausforderung von Führungskräften hin, die Elemente der Erziehung der Generation Z und Generation A zu übernehmen, für die ihre Eltern keine Zeit oder Lust hatten.

In der heutigen Gesellschaft wird oft unterschätzt, welch bedeutende Rolle die Erziehung in der Entwicklung eines Menschen spielt. Erziehung bezeichnet die Aufgabe, die besonders Eltern, ihren Kindern zuteilwerden lassen sollten, um sie zu vollwertigen Mitgliedern der Gesellschaft zu formen. Es geht darum, den Kindern die nötigen Fähigkeiten, Werte und Verhaltensweisen zu vermitteln, damit sie erfolgreich in der Welt und insbesondere in einem Unternehmen agieren können.

Leider zeigt sich bei vielen jungen Menschen, insbesondere der Generation Z, dass wichtige Aspekte für das Arbeitsleben nicht ausreichend vermittelt wurden. Oft fehlt es an grundlegenden Fähigkeiten wie Kritikfähigkeit und dem Mut zur Übernahme von Verantwortung. Nicht, weil diese Fähigkeiten nicht vorhanden wären, sondern weil sie nicht angemessen gefördert wurden.

Genau hier kommt die „Nach-Beelterung“ oder „Neu-Beelterung“ ins Spiel. Ein Begriff, der aus der Psychotherapie stammt und beschreibt, wie Therapeuten eine Haltung und Bindung aufbauen, um ihren Patienten gezielt nachträgliche, elterliche Fürsorge zukommen zu lassen.

Bezogen auf ein Unternehmen bezeichnet es die Notwendigkeit, diese fehlenden Aspekte der Erziehung und Entwicklung beim Einstieg in das Berufsleben nachzuholen. Es ist die Aufgabe moderner Führungskräfte, im Rahmen von New Leadership diese Lücken zu erkennen und aktiv an der Weiterentwicklung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu arbeiten.

Durch gezieltes Mentoring, Coaching und die Förderung einer offenen Feedback-Kultur können Führungskräfte dazu beitragen, dass die Generation A und Z sowie andere junge Mitarbeitende die erforderlichen Fähigkeiten erwerben und Fürsorge erhalten, um erfolgreich, sinnerfüllt und zufrieden in einem Unternehmen zu sein. Die „Nach-Beelterung“ ist somit ein zentraler Bestandteil einer modernen Führungsstrategie, die darauf abzielt, das Potenzial aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu entfalten und sie zu selbstbewussten und kompetenten Mitgliedern des Teams zu machen.

Indem Führungskräfte die Bedeutung der „Nach-Beelterung“ erkennen und entsprechende Maßnahmen ergreifen, können sie nicht nur die individuelle Entwicklung ihrer Mitarbeitenden fördern, sondern auch langfristig den Erfolg und die Resilienz ihres Teams stärken. Es entsteht eine intensive Bindung an die Führungskraft und somit an das Unternehmen.

Liebe Leserinnen und Leser, besonders an euch aus der Generation Z, es ist wichtig zu verstehen, dass es nicht euer Fehler oder eure Schuld ist, wenn gewisse Fähigkeiten wie Kritikfähigkeit oder Verantwortungsbewusstsein nicht so ausgeprägt sind, wie sie sein könnten. Es ist einfach ein Mangel in der Erziehung, und dafür tragt ihr keine Schuld. Lasst euch nicht von Selbstzweifeln oder Schuldgefühlen belasten. Ihr seid wertvolle Mitglieder unserer Gesellschaft und habt ein enormes Potenzial, das nur darauf wartet, entfaltet zu werden.
Die besten Führungskräfte, die unsere Unternehmen jemals haben werden, werden wir genau unter euch finden. Das ist meine feste Überzeugung!
An die Führungskräfte möchte ich appellieren, sich bewusst zu machen, dass es eine weitere anspruchsvolle Aufgabe ist, neben euren eigentlichen Aufgaben jetzt auch noch eine Art Ersatzerzieher zu sein. Es mag herausfordernd sein, aber es ist auch eine großartige Chance, sich täglich weiterzuentwickeln und die Vielfalt der eigenen Fähigkeiten zu entdecken. Als Führungskraft ist kein Tag wie der andere, und das ist der besondere Reiz dieser Rolle. Es erfordert Flexibilität, Empathie und die Bereitschaft, jeden Tag aufs Neue zu lernen und zu wachsen.

Lasst uns gemeinsam optimistisch in die Zukunft blicken und die Herausforderungen als Chance sehen, gemeinsam zu wachsen und zu lernen. Denn letztendlich liegt es in unserer Verantwortung, eine positive Veränderung zu bewirken und eine Arbeitsumgebung zu schaffen, in der wir alle unser volles Potenzial entfalten können.

Gemeinsam werden wir es schaffen, weil wir es müssen und weil wir es können.

 

Mike Trepte, Dipl. Wi. -Ing., MBA
Experte für New Leadership

Leadership-Masters.info

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. admin

    In seinem Artikel im Handelsblatt vom 23.04.2024 unter dem Titel „Da platzt 60-jährigen Chefs der Krawattenkragen“ äußerte sich Klaus Hurrelmann zum Thema der Nach-Beelterung der Generation Z. Dabei möchte ich einen Aspekt hervorheben, der mir beim Schreiben meines ursprünglichen Artikels „Nach-Beelterung Gen Z / Reparential“ noch nicht bewusst war, jedoch plausibel erscheint.
    Die Generation Z ist es gewohnt, dass ihre Eltern sich intensiv und wohlwollend um sie kümmern. Hurrelmann beschreibt diese Beziehung als „überfürsorglich“. Diese Erziehung prägt die Generation Z. Beim Eintritt in die Arbeitswelt ist diese Prägung, oft unbewusst, noch bei einigen jungen Menschen vorhanden. Daher kann es sein, dass bewusst oder unbewusst, die Generation Z nun ähnliche Fürsorge von ihren Vorgesetzten erwartet.
    Die besondere Herausforderung für Führungskräfte besteht darin, zu akzeptieren, dass sie als Ersatzmama oder Ersatzpapa angesehen werden könnten. Diese unbewusste Prägung der Generation Z zeigt sich darin, dass sie von den Eltern „viel gekuschelt und getröstet“ wurden – eine Art Kuschelkurs, der nun auch im Arbeitsumfeld fortgesetzt werden soll.
    Wenn die Realität dann so ganz anders aussieht, ist die Enttäuschung groß. Diese große Enttäuschung ist sowohl bei der Generation Z groß als auch bei der Führungskraft. Diese gegenseitige Enttäuschung sollte thematisiert werden, was besonders schwer ist. Die Ratio kann das Gefühl im Regelfall nicht korrekt analysieren, da es sowohl bei der Führungskraft als auch bei der Generation Z im Unbewussten seinen Ursprung haben kann.
    Hier stoßen wir auf einen entscheidenden Punkt: Viele Führungskräfte sind nicht darauf vorbereitet oder wollen nicht „kuscheln“. Doch ist es nicht an der Zeit, sich dieser Realität zu stellen? Sind wir als Führungskräfte bereit, uns auf die Bedürfnisse der Generation Z einzustellen und eine unterstützende, fürsorgliche Rolle einzunehmen?
    Aber ist es nicht auch an der Zeit, dass die Generation Z ihre Prägungen hinterfragt? Warum ist die Wertewelt der Gen Z so anders, als z.B. die der Baby-Boomer?
    Ich bin der festen Überzeugung, dass jeder Mensch die Gabe besitzt, andere Menschen zu führen. Jeder Vater und jede Mutter beweisen das tagtäglich bei der Erziehung ihrer Kinder.
    Jeder Mensch hat auch ein Grundvertrauen, sich von anderen, auch fremden Menschen führen zu lassen. Oft fehlt es der Generation Z an Vertrauen, besonders wenn die Führungskraft so komplett anders führt, als das die eigenen Eltern taten.
    Es ist wie so oft nicht die Frage des Könnens, sondern des Wollens!
    Die entscheidenden Fragen lauten daher:

    Führungskraft, bist du bereit, mit der Generation Z zu kuscheln und zu vertrauen?
    Generation Z, bist du bereit, deiner Führungskraft zu vertrauen, auch wenn es keinen Kuschelkurs gibt?

    Mike Trepte
    Experte für „New Leadership”

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